s'Blättle

(Informationen, die auch im s'Blättle von Oberderdingen zu lesen sind)

Vom Fasten

Die Pfarrkirche St. Martin in Landshausen wurde 1911 grundlegend neugestaltet und auf die heutige Größe erweitert.
Die Pfarrkirche St. Martin in Landshausen wurde 1911 grundlegend neugestaltet und auf die heutige Größe erweitert.

Im evangelischen Württemberg war die „Fastenzeit“ kein gängiger Begriff. Und doch hatte sich aus vorreformatorischen Tagen manches erhalten: „Am Hungertuch nagen“, diesen Ausdruck kannte man in der Umgangssprache, aber seinen Hintergrund kannte man nicht. Hungertuch ist der Name für den Vorhang, welcher bei den Katholiken in der Fastenzeit den Blick zum Hochaltar versperrte. Dieses Hungertuch war Symbol für Trauer und Buße.

Im evangelischen Württemberg war es üblich, dass am Karfreitag zum Mittagessen Fisch auf den Tisch kam. Und am Gründonnerstag Spinat mit Spiegelei oder Maultaschen – deren Hauptfüllbestandteil früher zumeist ja auch Spinat und Lauch war. Das war es dann mit „vorgeschriebenen Fastenspeisen“. Das Jahr über gab es freitags normale Kost, d.h. Fleisch oder Wurst genauso selten wie an den anderen Werktagen. Streiten kann man, ob die Palmbrezel und der Palmesel Fastenbräuche sind. Sicher hängt aber der Begriff vom Karfreitagschristen oder vom Karfreitagsgast, den man im Württembergischen früher Leuten gab, die sehr selten die Kirche besuchten, mit der Fastenzeit zusammen. Auch hatte es sich bis in die Nachkriegszeit gehalten, dass es vor Ostern keine Tanzveranstaltungen gab, genau wie in der Adventszeit. Nachgefragt, warum das so war, hat aber niemand, man hielt sich daran, „weil es halt immer schon so war“.

Jedenfalls sind auch heute die sechs Wochen von Aschermittwoch bis Ostern für manche ein „Anschugger“, auf etwas zu verzichten: auf Alkohol oder Süßigkeiten. Eher selten unter christlichen Gesichtspunkten. Man erhofft sich materiellen Nutzen: abnehmen oder auch, dass die letztjährigen Sommerkleider wieder passen. Fasten ist heute eher eine profane, auch politische Angelegenheit: weniger Fernsehen oder aufs Auto verzichten und „Klimafasten.“  

Übrigens: Am Samstag, den 16. März 2024 besuchen wir mit Privat-PKW die Kirche St. Martin in Landshausen. Wir treffen uns dort um 14.30 Uhr. Von Oberderdingen gesehen liegt Landshausen etwas abseits, die Ortschaft gehörte ja den Herren von Mentzingen, kam 1803 nach Baden, 1810 zum Amt Eppingen, 1924 zu Bruchsal, 1938 zum Landkreis Sinsheim und gehört jetzt als Ortsteil von Kraichtal in den Kreis Karlsruhe.  

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