s'Blättle

(Informationen, die auch im s'Blättle von Oberderdingen zu lesen sind)

Strukturwandel

In Flehingen gab es früher sogar einen Schuhmacher neben der Schuhmacherei in der „Anstalt“.
In Flehingen gab es früher sogar einen Schuhmacher neben der Schuhmacherei in der „Anstalt“.

Heute kann man, ohne der Ort zu verlassen alles kaufen. Den täglichen Bedarf an Lebensmitteln beim Bäcker oder Metzger, beim Discounter auch etwas ausgefallenere Dinge, beim Gärtner Gemüse und Salat. Auch Schuhmacher, Schreiner und weitere Handwerker oder Kleider-geschäfte gibt es. Im Zweifel kann man auch im Internet am Schreibtisch suchen. Es gibt im Ort Apotheken und Drogerien und Ärzte, Buch-handlungen und Schreib-warengeschäfte sind auch vorhanden. Zum Einkaufen muss man nicht mehr nach Auswärts fahren. Das früher allgemein vorhandene Stadt-Land Gefälle gibt es nicht mehr. Im letzten halben Jahrhundert hat sich vieles geändert. Wer in alten Fotoalben blättert merkt dies. Auch die Bevölkerungsstruktur änderte sich gewaltig. „Feierabendbauern“ gibt es keine mehr. Die Landwirtschaft ist mechanisiert, die Wirtschaftsfläche des einzelnen Betriebes ist für das Realteilungsgebiet Süddeutschlands riesig, große Maschinen kommen zum Einsatz, der bäuerliche Betrieb ist industriemäßig organisiert. Es wohnen nicht mehr mehrere Generationen einer Familie beisammen. Für viele differiert der Wohnort vom Arbeitsort. Das hat Konsequenzen. Im vergangenen halben Jahrhundert ist die Anzahl der Mietwohnungen gestiegen, weil das Wachstum unserer Gemeinde in allen Ortsteilen auf Zuwanderung beruhte. Dies hatte früher mit dem Angebot an Industriearbeitsplätzen zu tun. Heute und in den letzten Jahrzehnten mit der grundsätzlich und überall gestiegenen Mobilität durch das Auto. Dies alles wäre nicht passiert, wenn es die Menschen vor Ort nicht gewollt hätten. Und denken die Älteren oder über 50-Jährigen zurück, nicht alles war auch im Rückblick in der Jugend rosig.

Man sparte an Allem, und schon aus Prinzip, weil die Eltern dies einem „einbläuten“. Die Arbeitszeit war länger und samstags musste man im elterlichen Betrieb mitanpacken. Fast jede Familie hatte einen Wengert oder ein Baumstückle, da gab es immer etwas zu schaffen. Nur sonntags gab es Braten (mit Spätzle und Salat), die Woche über meist nur Gemüse mit Nudeln oder Kartoffeln. Die Versorgungssituation im Dorf war den damaligen Bedürfnissen angepasst. Es gab mehr Gaststätten, weil man zu Fuß abends in die Wirtschaft ging und nicht vor dem Fernseher rumsaß. Die Geschäfte für den täglichen Bedarf gab es in Auswahl, mehrere Bäckereien, Metzger, Gaststätten, „Kolonialwarenläden“ oder auch Handwerker. Der Strukturwandel kam nicht gegen den Wunsch der Bevölkerung, doch aber dessen Folgen für die Dorfgemeinschaft.  

( 1123)